Maria Magdalena
Am Nordrand von Buenos Aires
Hinter der blauen Werkzeugfabrik
Zieh'n schwere Lokomotiven
Eine Grenze aus Pfiffen und Ruß!
Die Gassen sind abends mit Fäusten vollgepackt
Und mit Tangoliedern von Carlos Gardel –
Nur manchmal reißt sich der Wind von der Kette
Und fällt kläffend über jeden und jegliches her!
Als ich dort war, vor bald einem Jahr
Ist Maria Magdalena mir begegnet –
Die Schläfen kostbar mit Schatten bewachsen
Und das Haar in den Achselhöhlen frisch rasiert!
Es war eine Zeit aus erster Qualität
Wie echte chinesische Seide –
Mein Wille war eine zärtliche Sichel
Und sie wartendes, reifes Getreide!
Wir sind zum großen Fluß gegangen
Und sprachen Belangloses – Stundenlang!
Sie meinte zum Beispiel
Dass oft zwischen Wolken die Sonne wie eine Narbe wirkt
Und ich erzählte von einem Artisten
Der Münzen mit den Zähnen biegt!
Dann legte sie ihre Hände in meine
Wie man es aus schlechten Filmen kennt und sagte nichts –
Und ich sagte nichts, und wir waren Mann und Frau!
Es war eine Zeit aus erster Qualität
Wie echte chinesische Seide –
Mein Wille war eine zärtliche Sichel
Und sie wartendes, reifes Getreide!
Wir bauten aus Schreien und Küssen ein Zimmer
Für Maßlosigkeiten in Sachen Haut –
Ich schlug sie und atmete ihren Atem
Und nannte sie Lilien- und Dornenbraut!