Unterm Galgen
Schwarz der Platz von lauter Menschen
die I'm Morgengrauen stehn
ein Gedränge in der Menge
jeder kommt um mich zu sehn
dort der Galgen und die Stricke
und des Henkers kalte Blicke
eine Treppe, sieben Stufen
und die Schergen, die mich rufen
dies kenn ich aus hundert Gängen
schrei's euch lachend ins Gesicht:
es ist unnütz mich zu hängen
sterben, sterben kann ich nicht!
fest gezimmert sind die Balken
ragen schwarz zum Himmel auf
eine früh ergraute Witwe
läßt den Tränen freien Lauf
würdevoll erscheint der Priester
aus dem Buch der Bücher liest er
und der Henker mit Geschick
legt die Schlinge um's Genick
dies kenn ich aus hundert Gängen ...
es graut der Tag, der Henker kommt
um mir den Tod zu geben.
ich kann nicht sterben, denn ich weiß
mein Lied wird ewig leben
auch nach hundert Todesgängen
schrei ich es euch ins Gesicht:
es ist unnütz mich zu hängen
sterben, sterben kann ich nicht!