Ballade vom Fisch
Wenn zu Haus' im Twellbachtal
Um die Osterfeiertage
Auf das welke Wintergras der Wiesen
Warm die Sonne schien
Kroch ich durch Gestrüpp und
Dornen am Johannesbach entlang
Sah die Hasen und Fasanen vor
Mir in das Dickicht fliehen
Sah im seichten klaren Wasser
Schwärme von Forellen stehen
Griff hinein und mehr als eine fing
Ich mit der bloßen Hand
Ich durchbohrte ihre Kiemen reihte
Sie der Größe nach
Auf Haselnuss und Weidengärten wie ich
Sie am Ufer fand
Wenn die Gedanken treiben
In die Zeit in der du Kind gewesen bist
Lass es gut sein, soll sie so bleiben
Zwischen Wirklichkeit und Traum
Auch wenn es in Wahrheit kaum
Jemals so gewesen ist
Weiter folgte ich dem Ufer
In das wuchernde Gebüsch
Wo das Bachbett brunnentief das Wasser
Dunkel war und still
Und das Wurzelwerk der Erlen
Von der Strömung unterhöhlt
Darin hauste dieser Fisch von dem
Ich hier erzählen will
Ja ich sah als ich zum Ersten
Mal an dieser Stelle stand
Nicht viel mehr als einen Schatten
Ein paar Blasen stiegen auf
Ich zog meine Kleider aus
Tauchte in das kalte Loch
Bis auf den Grund und brachte nichts
Als Schlamm und Algen mit herauf
Wenn die Gedanken treiben
In die Zeit in der du Kind gewesen bist
Lass es gut sein, soll sie so bleiben
Zwischen Wirklichkeit und Traum
Auch wenn es in Wahrheit kaum
Jemals so gewesen ist
Ich suchte weiter, tastete die Wurzelhöhle ab
Spürte in dem kalten Wasser meine
Glieder längst nicht mehr
Doch da fühlten meine Finger
Eine glatte Schuppenhaut
Einen Fisch für meine Kinderhände viel
Zu stark und schwer
Und so jagte ich den Fisch
Wohl einen ganzen Sommer lang
Doch ich hab ihn nie gefangen
Hab ihn nicht einmal gesehen
Jahre sind seitdem vergangen
Ich ging von Zuhause fort
Hatte mir dabei geschworen auch
Nie mehr zurückzugehen
Wenn die Gedanken treiben
In die Zeit in der du Kind gewesen bist
Lass es gut sein, soll sie so bleiben
Zwischen Wirklichkeit und Traum
Auch wenn es in Wahrheit kaum
Jemals so gewesen ist
Bin nun doch zurückgekommen
Doch mein schönes Twellbachtal
Ist zersiedelt und zerstört
Wiesen gibt es dort nicht mehr
Der Johannesbach ein Rinnsal
Stinkt und tröpfelt vor sich hin
Und Forellen mit zersetzen Leibern stauen
Sich vor dem Wehr
Und ich dachte an den Fisch
Lief auch schon den Bach entlang
Und dann stand ich so wie
Früher vor dem dunklen Wasserloch
Und ich zog mich wieder aus
Sprang und tauchte und ich wusste
Dass er lebte
Als ich zu ihm in die Wurzelhöhle kroch
Wenn die Gedanken treiben
In die Zeit in der du Kind gewesen bist
Lass es gut sein, soll sie so bleiben
Zwischen Wirklichkeit und Traum
Auch wenn es in Wahrheit kaum
Jemals so gewesen ist
Und ich tauchte auf den Grund
Hielt den Atem lange an
Beinah platzte mir der Schädel
Meine Glieder wurden klamm
Doch ich fand den Fisch wie damals
An der gleichen Stelle wieder
Wo er sich verkrochen hatte
Tief im modrig kalten Schlamm
Ich umkrallte seine Kiemen kämpfte
Einen langen Kampf
Hätte ihn auch töten können lies
Dann doch wieder los
Soll er Leben, sterben wo er ist
Ein Schatten - unsichtbar
Als ein schlauer alter Fisch, tapfer
Unbesiegt und groß
Wenn die Gedanken treiben
In die Zeit in der du Kind gewesen bist
Lass es gut sein, soll sie so bleiben
Zwischen Wirklichkeit und Traum
Auch wenn es in Wahrheit kaum
Jemals so gewesen ist